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Auslandspraktikum - Meine Tätigkeiten im Archiv

Dez 08 2018

Das Praktikum in England habe ich in einem Forschungsarchiv der Universität Worcester absolvieren dürfen. Dieses besondere Archiv nennt sich „Research Collection“ und befindet sich sowohl auf dem St. John´s Campus der Universität, als auch in einem großen Gebäude mit dem Namen „Hive“. Im Hive sind gleich mehrere Einrichtungen untergebracht: öffentliche Bibliothek, wissenschaftliche Bibliothek, Stadtarchiv, Stadtverwaltung und das Forschungsarchiv. Ich habe die Chance bekommen, in alle Bereiche des Hive reinzuschnuppern. Außerdem hat die Region, in der ich gewohnt habe, viele kleine Bibliotheken, vergleichbar mit den Zweigstellen der Stadtbibliothek Göttingen. Anlässlich der derzeitigen Schließung vieler kleiner Bibliotheken habe ich eine sehr schöne, aber bedrohte Bibliothek besucht. Nach wenigen Minuten in dieser war mir bewusst geworden, wie sehr diese Einrichtung auf die Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen ist. Mein direkter Vorgesetzter der Research Collection hat mir erlaubt, an einigen Tagen für ein paar Stunden dort Veranstaltungen durchzuführen und bei täglichen Arbeiten auszuhelfen. Im Folgenden möchte ich euch über meine Erlebnisse berichten.

1. Arbeiten in der Abteilung „Research Collection“ im Hive

Das Hive befindet sich zentral in Worcester. Von meiner Gastfamilie waren es ca. 20 Minuten Fußweg dorthin. Den ersten Tag habe ich von meinen direkten Vorgesetzen eine Führung durch das riesige Gebäude bekommen. Nach 10 Jahren wurde es von der Queen 2012 eröffnet. Die Mitarbeiter haben mir viel über diesen Besuch erzählt, vor allem aber mit welchem Aufwand dieser verbunden war. Das gesamte Gebäude musste nach dem Bau kontrolliert werden. Alle Computer-Tower mussten aufgeschraubt, alle Böden aufgerissen usw. werden. Aufgrund des regen Treibens in diesem Gebäude war es mir nicht möglich, viele Fotos zu erstellen. Es lohnt sich aber, dieses Gebäude im Internet oder auf der Website zu besuchen! Es gibt sogar einen 3D-Rundgang durch das gesamte Gebäude. Ist das nicht innovativ?

Die Abteilung „Research Collection“ befindet sich wie das Stadtarchiv im zweiten Stock. In der Research Collection selbst sind nur zwei Personen angestellt. Das gesamte Gebäude umfasst ca. 150 Mitarbeiter. Die genaue Zahl lässt sich kaum ermitteln, da sowohl Mitarbeiter bei der Stadt als auch bei der Universität angestellt sind. Die Research Collection wurde zur Unterstützung aktueller Spezialisierungen in Forschung und Lehrplanstudien entwickelt und umfasst ein außergewöhnliches Spektrum historischer Kinderliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie ein bedeutendes lokales Geschäftsarchiv und eine schöne Sammlung gedruckter Werke des 18. Jahrhunderts.

Grundsätzlich kann man das Archiv in fünf Gruppen einteilen: Abenteuer, Kindheit, Multikulturelle Kinderliteratur, Design und historische Forschung. Diese Gruppen beinhalten viele Sammlungen. In meiner Zeit dort habe ich mich überwiegend mit der Basketball-Sammlung beschäftigt. Außerdem habe ich eine Vitrine zu einem bestimmten Oberthema mithilfe von Archivgut eines lokalen Geschäfts in Worcester planen und gestalten dürfen. Die Aufgaben, die ich bekommen habe, waren in erster Linie Zuarbeiten für spätere Bearbeitungen durch Fachpersonal.

Das Erfassen von Archivgut war am dringendsten. Mithilfe von einem Tabellenkalkulationsprogramm (oder in schriftlicher Form) habe ich viele Listen von Archivgut erstellt. Außerdem habe ich das vorhandene Archivgut mit neuem abgeglichen oder in eine Reihenfolge gebracht. Die zeitintensivste Tätigkeit war das Erstellen von Katalogeinträgen von Archivgut in einem öffentlichen Katalog, „LibraryThing“. Dort können Privatpersonen oder größere Einrichtungen ihre „Bibliothek“ online stellen. Somit möchte die Research Collection auf das vorhandene Archivgut aufmerksam machen. Mir ist schnell klar geworden, was diese Tätigkeiten für einen Zeitaufwand benötigen und wie wichtig sie für die spätere Forschung und allgemeine Benutzung sind. Alleine in LibraryThing habe ich über 300 Einträge (!!!) erstellt und den Großteil mit eigens erstellten Fotos von den Covers ergänzt.

2. Arbeiten in der Abteilung „Research Collection“ auf dem Universitätscampus in Worcester

Der Campus, auf dem sich weitere Räumlichkeiten der Research Collection befinden, ist gut 50 Minuten Fußweg von meiner Gastfamilie entfernt. Diesen langen Marsch habe ich gerne in Kauf genommen, da er über den Fluss hinweg in die andere Seite der Stadt führte. Die Aussicht war jeden Tag aufs Neue wunderschön.

Am Campus selbst gibt es nichts Besonderes zu erwähnen. Viele Vorleseräume, Bistros und Wohnhäuser. Meine Hauptaufgabe auf dem Campus war es, Basketball-Spielberichte zu sortieren. Es war ein unglaubliches Gefühl, Original-Akten in den Händen zu halten und zu wissen, dass diese für viele Jahre erhalten werden. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir diese Tätigkeit am wenigsten zugesagt hat. Stillarbeit über Stunden mit wenig Mitarbeitern um mich herum hat meine Konzentration so einige Male auf die Probe gestellt.

Arbeit ist nun mal Arbeit. Mir werden in meinem späteren Werdegang noch so einige Tätigkeiten begegnen, die ich nicht allzu gerne machen werde. Da mir jedoch die Wichtigkeit und Dringlichkeit dieser Arbeit klar war, habe ich sehr sorgfältig gearbeitet.

3. Ehrenamtliches Arbeiten in einer kleinen Bibliothek in Worcester

Als schöne Abwechslung zu der Arbeit in einem Archiv habe ich die Möglichkeit bekommen, in der St. Johns´s Bibliothek ehrenamtlich zu arbeiten. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten der Stadt steht die Bibliothek kurz vor der Schließung. Momentan finanziert sie sich mithilfe der Stadt, Lotterie und Einnahmen aus Veranstaltungen. Von Musikstunden für Kleinkinder bis Filmabenden bietet die Bibliothek ein sehr breites Spektrum an Veranstaltungen.

Ich durfte unter anderem bei der Durchführung von Klassenführungen und einigen Musikstunden mitwirken. Aufgrund der Größe der Bibliothek kennen sich die Mitarbeiter und Nutzer sehr gut. Diese Arbeitsatmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Es wurde viel gelacht und Spaß gehabt.

Ich hoffe, euch einen kleinen Einblick in meine Tätigkeiten im Archiv gegeben zu haben. Der nächste Blogeintrag folgt am 22.12.2018 und handelt über meine Abreise und das Fazit, was ich gezogen habe.

Bis bald. Leonie.

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