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StabiCheck der Leitung "Dicht" von Stefanie Sargnagel

Feb 27 2021



Von uns für Sie gelesen: "Dicht. Aufzeichnungen einer Tagediebin", empfohlen von der Leiterin der Stadtbibliothek, Marion Überschaer.





Titel: Dicht
Medium: Buch
Autor: Stefanie Sargnagel
Genre: Roman
Umfang: 256 Seiten
ISBN: 978-3-498-06251-4
Herausgeber: Rowohlt Verlag

Titel: "Dicht"

Der Roman: Wenn ich an Österreich denke, dann vor allem an den schwarzen Humor von Ulrich Seidl, Gottfried Helnwein, Manfred Deix und Georg Kreisler. Diesen zu sehen und zu hören, ist das eine, diesen zu lesen noch viel amüsanter und berührender. Nun gibt es mit „Dicht“ eine Möglichkeit, eine Teenagerin im Wien der frühen 00er-Jahre zu begleiten.

Stefanie Sargnagel, mit bürgerlichem Namen Sprengnagel, wurde 1986 in Wien geboren und ist der neue Stern am Literaturhimmel. Als Schriftstellerin, bevorzugt für kürzere Formen, Bloggerin und Cartoonistin ist sie spätestens mit ihrem neuen Roman und dem ihr gewidmeten Zeit-Magazin vom 15.10.2020 auch in Deutschland kein Geheimtipp mehr.

Im Rahmen des Literaturherbst 2020 besuchte ich eine Online-Lesung von Stefanie Sargnagel, die aus ihrem im Herbst 2020 erschienenen Roman „Dicht“ las. Die Lesung war mein Favorit unter all den Lesungen, die ich im Literaturherbst on air besucht habe. Nun bin ich endlich dazu gekommen, Sargnagels Roman zu lesen, obwohl das gar nicht lange gedauert hat, denn ich habe ihn in wenigen Tagen verschlungen.

Die deutlich jünger wirkende Frau erzählt in „Dicht“ von ihrer Jugend in Wien, wobei sie das Autobiographische mit fiktiven Elementen anreichert. Der Untertitel „Aufzeichnungen einer Tagediebin“ ist passend gewählt. Mit ihrer besten Freundin schwänzt sie die Schule, treibt sich in Wiener Parks, sowie in „Beisln“ und „Hittn“ (zwielichtigen Kneipen) herum, wo sie Dosenbier und diverse Drogen konsumiert und allerlei verschrobene Leute kennenlernt, oft deutlich älter als sie. Bei Michi, einem psychisch beeinträchtigten Sonderling und Sprachkünstler, treffen sie und ihre Freunde regelmäßig zusammen und feiern wilde Parties, zum Ärger der Nachbarn. Lokalkolorit verleiht Sargnagel z. B. in den Gesprächen mit ihrem Vater, dessen Sätze auf Wienerisch wiedergegeben werden. Besonders in Erinnerung bleiben lustige Anekdoten wie die Schulreise nach Irland oder der nächtliche, drogengeschwängerte Einbruch in ein Möbelhaus, bei dem sie und ihr Freund, in den sie frisch und heftig verliebt ist, erwischt werden. Es gibt aber auch dunkle Töne: schulische Probleme, sexuelle Belästigungen und am Ende des Buches den körperlichen Verfall und Tod von Michi. Es verwundert nicht, dass die intelligente, vorwitzige und kreative Stefanie Sargnagel ihren Weg gefunden hat und Künstlerin geworden ist, doch so manches Mal denkt man bei der Lektüre, dass es mit ihr auch anders hätte enden können…

Mein Fazit: Ein besonderer Coming-of-Age-Roman, den ich allen, die wie Stefanie Sargnagel im Herzen Punks sind, ans Herz lege (Signatur in der Stadtbibliothek: Roman Kindheit und Jugend Sarg). 

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Marion Überschaer

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