Mai
19
2021
Von uns für Sie gelesen: In Lean Malin Wejwers Jugendroman „Schule versenken“ spielt ein Außenseiter das Spiel nicht mehr mit. Hier schildert die Bibliotheksleiterin M. Überschaer ihre Eindrücke:
Genre: Jugendbuch
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Umfang: 299 Seiten
Standort: ab 13 Wej
Das Buch im Katalog: Verfügbar?
Inhalt:
Paul ist fast 15 und geht in die 9. Klasse. Er ist hochintelligent, aber unsportlich und langweilt sich im Unterricht, weil er den Anderen weit voraus ist. Nebenbei besucht der hochbegabte Junge ein Online-Fernstudium am MIT. Er ist auch sensibel in Bezug auf Sprache und zitiert Songs, Bücher und Gedichte, z. B. von Erich Kästner. Sein einziger Freund ist der 95-jährige Weltmeister im Kopfrechnen, mit dem er manchmal chattet. In der Schule wird er aufs Übelste gemobbt und erfährt weder von seinen Lehrer*innen noch von seiner Familie Unterstützung. Sein Vater kandidiert erneut als Bürgermeister und spannt seine Familie für den Wahlkampf ein. Pauls Bruder wird aufgrund seiner sportlichen Erfolge bevorzugt.
Paul, aus dessen Sicht „Schule versenken“ geschrieben ist, kann nicht mehr und will das Spiel nicht mehr mitspielen. Das Motiv des Spiels zieht sich durch das Buch, auch in den Kapitelüberschriften. „Dieses Leben ist ein Spiel, dessen Regeln keinen Sinn ergeben. Ein Spiel, das ich nur verlieren kann.“ Er möchte sich auch im wortwörtlichen Sinn noch einmal Gehör verschaffen und mit einem Knall verabschieden: Er baut eine sehr sprengkräftige Bombe, mit der er seine Schule explodieren lassen will. Für die Detonation hat er einen bestimmten Tag und eine bestimmte Uhrzeit geplant; das soll auch sein letzter Moment auf der Erde werden. Doch das Leben ist voller Überraschungen und es kommt anders als geplant…
Mein Fazit:
Das 300-seitige Buch von Lean Malin Wejwer habe ich an einem Tag verschlungen. Es passiert mir selten, dass ich so von einem Buch gefesselt bin. Dem 1997 geborenen Wejwer gelingt es, sehr viel Verständnis für seinen Protagonisten zu erzeugen, sodass Leser*innen sensibilisiert werden für die Gedanken und Empfindungen von Jugendlichen, die „anders“ sind. Mitunter wurde ich schmerzlich an eigene Erfahrungen in der Pubertät erinnert. Schön fand ich, dass Wejwer gegen Ende des Buches ein Umdenken von Paul andeutet und ihm eine Chance gibt. Doch wie der Roman ausgeht, sei hier nicht verraten. Unter der Signatur „ab 13 Wej“ kann der Roman in der Jugendbibliothek entliehen und der bis zur letzten Seite hochspannend geschriebene Ausgang in Erfahrung gebracht werden. Auch der Kauf des Buches ist zu empfehlen, da der Autor sein gesamtes Honorar der Online-Suizidprävention [U25] spendet.
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