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Gast-StabiCheck: Jenseits von Eden von John Steinbeck

Dez 26 2022

Für Sie gelesen: "Jenseits von Eden" von John Steinbeck. Hier schildert unser Leser Luis Pintak seine Eindrücke:

Medium: Buch, schöne Literatur
Genre: Roman
Altersempfehlung: Erwachsene
Umfang: 667 Seiten
Standort: Zentralbibliothek, Roman Familie Stei
Das Medium im Katalog: Verfügbarkeit prüfen


Inhalt:

Eine große amerikanische Familiensaga - verfilmt mit James Dean: Von 1850 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs reicht die Zeitspanne, die diese große amerikanische Familiensaga umfaßt. Sie erzählt die Geschichte der Trasks und der Hamiltons: die Geschichte von Charles und Adam, den ungleichen Brüdern, die um die Liebe ihres Vaters buhlen und den Reizen derselben Frau erliegen. Von eben jener Cathy die ihren Mann und die neugeborenen Zwillinge verläßt, um sich ihren Lebensunterhalt in einem Bordell zu verdienen. Und von Aron und Caleb, ihren beiden Söhnen, deren spannungsgeladenes Verhältnis in einer modernen Version des biblischen Kainsmythos gipfelt.

"Jenseits von Eden" – Buch und Film voller Kraft

Wer John Steinbeck (1902–1968) liest, wird immer mindestens eines dieser Elemente vorfinden: Migration, Familie oder die Schärfe seiner Beobachtungsgabe und Sprache. So auch der 1952 erschienene Roman "Jenseits von Eden", einer seiner bekanntesten Romane, der schon zwei Jahre später mit James Dean in der Hauptrolle verfilmt wurde. Mit großem Fingerspitzengefühl beschreibt der spätere Nobelpreisträger die Geschichte der Familien Trask und Hamilton, die versuchen, ihr Glück im Kalifornien Anfang des 20. Jahrhunderts zu machen.

Angesetzt zwischen dem amerikanischen Bürgerkrieg bis um die Zeit des Ersten Weltkriegs, liegt der Fokus dabei immer wieder auf dem sich über zwei Generationen erstreckenden Wettstreit zwischen jeweils zwei Trask-Brüdern um die Liebe zu ihrem Vater, die erste große Liebe und das Streben nach Erfolg und Vervollkommnung. Im Verlauf des Romans wird besonders auf die Brüder Aaron und Caleb "Cal" Trask eingegangen, die sich beide in unterschiedlicher Weise bei ihrem Vater Adam beliebt machen wollen. Gerade Cal hat Probleme, an den von religiösen bzw. moralischen Prinzipien geprägten Vater heranzukommen. Gleichzeitig beschäftigt ihn die Frage nach seiner Mutter Cathy, die die Familie einst verlassen und später ein Bordell eröffnet hat. Aaron und Cal werben zudem, wie einst auch ihr Vater mit seinem Bruder Charles bei Cathy, um dieselbe Frau.

Steinbeck erschuf mit diesem Roman ein Glanzstück amerikanischer Gesellschaftsliteratur. Mit einer Portion Leichtigkeit vermittelt er Familienkonflikte, Erfolg und Scheitern oder Migration, die alle nie an Aktualität eingebüßt haben, sondern uns alle wieder und wieder berühren oder vor den Kopf stoßen, wie im Falle der Brüder Cal und Aaron. Obwohl stolze 700 Seiten lang, bleibt der Roman nie langweilig, sondern immer spannend und zum Lesen einladend durch seine schöne, von Natur und Detailliebe durchzogener Sprache. "Ich erinnere mich der Namen, die ich Gräsern und Blumen in meiner Kindheit gab", von "hellen, fröhlichen Bergen" erzählt der Ich-Erzähler in der Rahmenhandlung bereits auf den ersten Seiten. Steinbeck nimmt seine Leser:innen an die Hand, gibt ihnen sogar grobe Überblicke über die historischen Ereignisse in der Rahmenhandlung. Das Werk strahlt durch die Vielzahl an Porträts mit großer Charakterstärke, allen voran auch Cathy, die stets ihrem Willen folgt.

Ein Erfolg wurde der Roman letztlich auch durch den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1955, u.a. mit James Dean als Cal und Raymond Massey als sein Vater Adam. Im Sinne eines klassischen Hollywood-Films kann dieser dem Roman durchaus das Wasser reichen, doch gibt es Abweichungen: Er konzentriert sich nur auf den letzten Abschnitt des Romans mit Cal und Aaron, was filmtechnisch gesehen auch einleuchtend ist. Darüber hinaus wirkt Adam ein wenig barsch und autoritärer als im Roman, wodurch gleichzeitig aber auch die Vater-Sohn-Konflikte dramatischer hervorstechen. Gleiches gilt für die Rolle der Cathy, der ein starkes und gezieltes Antlitz verliehen wird. Was am Film jedoch ärgerlich ist, ist das Fehlen des Butlers Lee. Mit diesem amerikanischen Bürger mit chinesischen Wurzeln versucht Steinbeck, in der Welt voller Vorurteile aufzuräumen. Als Adams Ratgeber im Roman entschärft er immer wieder Situationen und wirft damit ein anderes Licht auf die herrschenden Verhältnisse. Das hätte dem Film sicher keinen Abbruch getan – denn Lee ist eines der vielen Lichter einer vielschichtigen Gesellschaft in "Jenseits von Eden".



 

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