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Nobelpreis für Literatur 2019

Dieses eindrucksvolle Theaterstück von Peter Handke zeichnet einen neuen "Kaspar Hauser", der durch das Infiltrieren durch Sprache erzogen wird. Sprache wird hier so gesehen, daß sie Denkmuster impliziert, die ethische Regeln beinhalten. Indem Kaspar nicht mehr nur Einzelwesen ist, sondern mit der Gemeinschaft, die er gerade neu kennenlernt, kommunizieren möchte, muß er die Sprache wie eine Art Werkzeug erlernen. Kaspar wird beinahe gefoltert durch die Sätze, die ihm eingegeben werden, auf jeden Fall wird er durch sie gesteuert und konditioniert. Er wird Schritt für Schritt in ein Führungssystem eingegliedert. Die ihn umgebende Gesellschaft möchte ihn formen, seine Individualität glätten und ihn einordnen, berechenbarer machen. Das, was so negativ nach "Brave new world" klingt, läßt einen doch die Macht der Sprache noch einmal neu überdenken. Fördert Sprache das Denken? Oder ist erst das Denken da, das nur durch den Erwerb von Sprache bewußt gemacht werden kann? Kaspar wird sich seiner Selbst erst bewußt durch das Erkennen und Kommunizieren mit seiner Umwelt. Wir Menschen sind Sozialwesen, die sich ihrer Domestizierung bewußt sein sollten. Es ist ein äußerst spannendes Stück, das gleichzeitig die Grausamkeit einer Gesellschaft aufzeigt, die keine Abweichungen von der "Norm" duldet. (Amazon.de, Uni-Studentenrezension)